Erstmal die Facts: Um es vorneweg zu sagen, eine Bikertour zur Isle of Man ist wohl der Traum jedes Bikers, aber es ist nichts, was man einfach so spontan unternehmen kann, schon gar nicht zur TT. Da es keine direkte Fährverbindung zur IOM (Isle of Man - ich nenn die Insel jetzt einfach mal so) gibt, muß man auf jeden Fall erst mal nach England. Dann muß England durchquert werden um entweder nach Heysham oder Liverpool zu kommen. Von dort legt dann die Fähre nach Douglas der Hauptstadt der IOM ab. Man muß für die Anreise also mindestens 2 Tage einplanen, Abreise dasselbe, da sind schon mal 4 Tage Urlaub weg. Auch die Kosten sind nicht zu unterschätzen. Es ist durchaus möglich mit dem Bike relativ kostengünstig nach England zu kommen, wir haben zum Beispiel für die Überfahrt Amsterdam - Newcastle mit der www.dfdsseaways.de zwar nur 141,00 EUR pro Person bezahlt (Hin- und Rückfahrt, Motorradtransport inclusive), aber für die Überfahrt Heysham - Douglas waren dann satte 142 englische Pfund, das sind ca 200 Euro, fällig (ebenfalls Hin- und Rückfahrt). Da jedes Jahr so ca 40.000 bis 50.000 Biker zur TT pilgern sind die Fähren schon frühzeitig ausgebucht. Ich habe die Passage nach England bereits Anfang März gebucht und nur noch mit Mühe 2 Plätze bekommen. Also möglichst frühzeitig planen und buchen. Meine ganz persönlichen Eindrücke: Als wir morgens um 6.00 Uhr im tiefsten Süden Deutschlands starten liegen ca 800 KM Autobahn vor uns. Ziel: Amsterdam - Ijmuiden Deadline: 17.15 - die Fähre nach Newcastle wird bestimmt nicht auf uns warten. Mist, es regnet aber der Wetterbericht hat versprochen es soll besser werden. In meinem Kopf schwirren so unproduktive Gedanken wie: die Autobahn wird doch hoffentlich frei sein, es wird doch wohl hoffentlich nichts mit den Bikes sein (CBR 600 F und BMW K 1100 RS - sind beide nicht mehr die Neuesten) Den ersten Tankstopp legen wir in Neustadt an der Weinstraße ein. Zum Glück hat es aufgehört zu regnen und wir gehen erst mal Kaffeetrinken. 200 KM Fahren - Tankstopp - Zigarillo - weiter, das ist unser Ritual des Tages. Wir kommen gut voran, die Autobahn ist ziemlich frei und das Wetter hält sich. Schon um ca 14,00 Uhr sind wir an der holländischen Grenze, nun kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen. Nicht??? Oh doch, es kann! Kann man sich auf einer gut ausgeschilderten Autobahn verfransen? Ich kann! Mir fällt plötzlich ein Schild auf: Rotterdam 23 KM, oh verdammt, wir wollen doch nach Amsterdam. Irgenwo muß ich wohl eine Abfahrt verpasst haben. Also nicht wie zurück, jetzt werd ich aber gleich nervös. Na ja, wir habens dann doch noch rechtzeitig geschafft. Die Fähre liegt schon am Terminal, es ist die PRINCE OF SCANDINAVIA. Am Terminal Motorräder soweit das Auge reicht. TT-Termin eben. Schnell werden die ersten Kontakte geknüpft, die meisten wollen auch auf die Isle of Man, einige auch nach Schottland. Es reicht gerade noch für einen Zigarillo dann beginnt auch schon die Einschiffung. Über eine Rampe fahren wir in den Schiffsbauch. Die Motorräder werden dicht an dicht eingewiesen. Aufpassen, da kann es auch schon mal zum Kontakt mit dem Nachbarmotorrad kommen. Das Verzurren der Motorräder bleibt jedem selbst überlassen, was bei einigen für lange Gesichter und einen gewissen Unmut zum Teil auch Hilflosigkeit sorgt. Also los an die Arbeit, Spanngurte sind genügend vorhanden. Stell ich die Maschine nun auf den Hauptständer oder auf den Seitenständer, die Meinungen bei den Nachbarn gehen auseinander. Ich lass sie dann auf dem Seitenständer, ist mit dem vielen Gepäck eh einfacher und groß umfallen kann sie bei dem Gedränge sowieso nicht mehr. Das Verzurren entpuppt sich als Schwerarbeit, es ist heiß in dem Laderaum und ich habe immer noch mein Lederzeug an. Aber irgendwann ist es geschafft, die Moppeds stehen fest, nichts wackelt mehr. Inzwischen hat sich herumgesprochen daß der Laderaum 15 min nach dem Ablegen geschlossen wird. D.h. man kommt während der Nacht nicht mehr an sein Gepäck. Wohl dem, der sein Zeug für die Nacht schlauerweise schon vorher in den Tankrucksack gepackt hat. Bei einigen beginnt jetzt eine verzweifelte Sucherei. Das alles hat sich doch etwas hingezogen wir sind spät dran, jetzt aber nichts wie raus hier und die Kabinen suchen. In der Kabine ist es sehr eng. Ein kleiner fensterloser Raum, auf jeder Seite 2 Kojen übereinander, dazwischen ein schmaler Gang gerade mal so breit wie die Tür. Meine Koje wirkt sehr einladend und ist sehr sauber, frisches Bettzeug ist auch drauf. Nachdem ich meine dreckigen Motorradklamotten und meinen Rucksack draufgepackt habe wirkt sie nicht mehr so. Also erst mal schnell duschengehen. Duschen? Nur wo? Laut Reiseunterlagen gibt es für die Passagiere der Liegeabteile Duschen auf dem Gang. Ich mach mich erfolglos auf die Suche. Es ist auch niemand unterwegs den ich fragen könnte. Na dann eben nicht. Geh' ich eben erstmal ein Bier trinken. Die Bar finde ich komischerweise problemlos. Mein Reisebegleiter erwartet mich frisch aussehend und gut riechend. Er hat die Dusche offensichtlich problemlos gefunden. Nach dem ersten Bier löst sich allmählich die Spannung des Tages, ich fange an mich auf dem Schiff wohlzufühlen. Am nächsten Vormittag um 9.00 Uhr Bordzeit, d.h. in England ist es bereits 10.00 Uhr läuft die Fähre in den Hafen von Newcastle ein. Der Laderaum wird geöffnet und alle können wieder zu Ihren Motorrädern. Alle stehen sie noch unbeschädigt da. Bei manchen sind noch zusätzliche Gurte angebracht worden. Aja, die Eigenleistung ist also kontrolliert und nachgebessert worden. Hätte man das gestern schon gewußt, dann hätte man sich nicht soviel Mühe mit dem Verzurren geben müssen. Schnell sind die Motorräder frei, losbinden ist einfacher als verzurren. Die meisten Fahrer sitzen schon auf Ihren Maschinen. Alle warten gespannt darauf dass die Ausfahrt freigegeben wird. Einige testen schon mal ob der Motor noch läuft und schon macht sich der Herdentrieb bemerkbar. Es wird höllisch laut, es stinkt und es ist ganz einfach schöööön. So etwas wie das erste Isle-Feeling kommt auf. Dann wird die Ausfahrt freigegeben und erwartungsvoll fahren wir wieder über die Rampe. Wir sind in England, haha, und auf englischen Straßen und das heißt erstmal LINKSVERKEHR! Alles geht gut bis zum ersten Kreisverkehr, da sollte!!!!!!! man unbdingt links herum reinfahren. Zum Glück war dieser englische Autofahrer sehr rücksichtsvoll. Um keinen Tag zu verlieren müssen wir heute noch nach Heysham um die Fähre nach Douglas zu erreichen. Die Tickets haben wir nicht vorgebucht. Standby sozusagen, ich hoffe wir erwischen noch 2 Plätze. Von Newcastle nach Heysham sind es ungefähr 280 KM, die Hälfte davon allerdings Landstraße. Eigentlich kein Problem, wir haben ja Zeit genug. Als Problem stellt sich erst mal Newcastle heraus. Wir müssen quer durch die Stadt. Die Beschilderung ist miserabel, der Verkehr sehr dicht, alle Ampeln vorzugsweise rot. Stop and go, ungewohnter LINKSVERKEHR! Ich gebe die Hoffnung auf mich hier jemals durchzufinden und häng mich hinter die BMW. Letztendlich haben wirs geschafft, wir sind auf der Landstrasse in Richtung Carlisle, haben aber leider doch viel Zeit verloren. Auf der Landstraße von Newcastle nach Carlisle trödeln wir etwas herum, genießen das Fahren, das Wetter ist für englische Verhältnisse richtig gut und irgendwie vergessen wir dass die Fähre in Heysham wohl auch nicht warten wird. Ab Carlisle ist durchgehend Autobahn bis Lancaster angesagt. Trotz Tempolimit (Auf Autobahnen 70mph das sind ca 113 Kmh) kommen wir gut voran. Von Lancaster aus bis nach Heysham kann man sich dann nicht mehr verfahren - einfach immer den vielen anderen Bikern hinterher, die wollen garantiert alle auch auf die IOM. In Heysham haben wir dann Riesenglück, anders kann man das wirklich nicht sagen. Es ist ca 14,00 Uhr und wir kommen in letzter Minute an, die Fähre ist praktisch schon startklar. Tickets haben wir auch keine, also im Laufschritt in das Büro, Tickets kaufen, wir erwichen doch tatsächlich noch zwei von den letzten paar freien Plätzen und fahren als die letzten zwei Motorräder auf die Fähre. Es ist die "Lady of Mann" ein fast schon nostalgisches Schiff, das nur noch zur TT eingesetzt wird. Der Laderaum ist gerammelt voll, auch hier stehen die Bikes dicht an dicht. Zum Glück ist diesmal beim Verzurren keine Eigenleistung gefragt und wir können sofort an Deck. Es gibt eine Bar aber die ist bereits gerammelt voll. Auf Deck herrscht auch Gedränge, Sitzplätze gibt es nur auf dem Boden, aber die Stimmung ist super, alle freuen sich auf die Isle. Es sind auffallend wenig Frauen an Bord, für dieses Ereignis lassen die Biker Ihre Partnerin anscheinend daheim. Warum auch immer?! Die Überfahrt nach Douglas dauert ca 4 Stunden, die See ist zum Glück sehr ruhig, wir genießen die Überfahrt und fragen uns, was uns die nächsten paar Tage wohl erwartet. © by www.magsweb.de |